Dante wrote:
Was hat das mit dem Video zu tun?
Alles - für mich, sowie: genau solche Fragen meinte ich mit Ignoranz. Mehr verständlich machen kann sich jemand wie ich dabei jedoch offensichtlich nicht.
Ich habe das hier beim VDVC damit ja nicht das erste Mal probiert: alle Versuche scheinen dahingehend jedoch zum Scheitern verurteilt zu sein.
Für mich können alle Videospiele auch Serious Games zum Beispiel sein, und ich finde die Unterscheidung zwischen Serious Games und Anderen enorm diskriminierend, eklatant ausgrenzend, usw. usf.
Dante wrote:Zeigt dieses die Befreiung Wiens durch amerikanische Truppen? Wien wurde übrigens von der Roten Armee befreit,...
Ich bin kein Wiener. Von Wien schrieb ich auch kein Wort -
Möchte darüber hinaus ebenfalls nichts bloß auf "amerikanische Truppen" reduzieren, sondern durchaus auch die Rote Armee mit einbeziehen - so wie sie in "Call of Duty" etc. auch portraitiert wird. Gerade bei "Call of Duty" scheint mir immer auch ein Herz an Russland zu hängen. Es ist bloß so, dass Ressentiments aufgrund der Sicherheitspolitik nach dem 11.11.01 halt doch eher gegen die US-Armee gerichtet werden. In Deutschland, der Schweiz und darüber hinaus. Der Spot wird offenbar zudem nicht nur in den USA ausgestrahlt, sondern soll sich so anscheinend halt auch an ein internationales Publikum richten.
Und ja: doch - zur Erinnerungskultur können auch solche Szenen wesentlich, viel, beitragen. Es ist eben eine Frage der Identifikation. Für welche Seite sich da jemand ins Zeug legen möchte.
Dante wrote:
... aber warum sich auch genauer mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen...
Mein Diplom sagt etwas anderes. Meine Promotion demnächst (hoffentlich) auch -
Dante wrote:
Krieg ist einfach keine Unterhaltung, auch wenn er manchmal notwendig ist (wie beim Kampf gegen Hitlerdeutschland). Für den einfachen Soldaten bedeutet er immer eine enorme psychische und physische Belastung.
"Krieg" ist aus meiner Sicht im Gegenteil HOFFENTLICH IMMER Unterhaltung. Gar nichts anderes. Genau so wie eine Zombie-Apokalypse oder ein Mord in einer Nachbarschaft wie er auch in etablierten deutschen Krimiserien doch gerne gezeigt wird. Und auch nicht unbedingt unrealistisch wiedergegeben wird.
Realist bin ich dabei jedoch sicherlich keiner - ja vielleicht ist es für meine Auffassung der Dinge schon erforderlich keiner Ideologie eines Realismus nachzuhängen. Das mag sein.
Jedes Kriegsspiel wird so schon notgedrungen auch gegen Kriege sein müssen. Ansonsten wird es kein Kriegsspiel sein, denn Krieg ist für mich bereits als etwas Negatives definiert. Nein: ich sehe da nunmal keine faschistisch-futuristischen Traditionen einer Verherrlichung von Krieg etc. Überhaupt nicht. Das sind widerliche Unterstellungen von Leuten die ihre eigene politisch-moralische Überlegenheit demonstrieren wollen und dabei selbst zuweilen äußerst fragwürdige Vorstellungen preisgeben. Über Welt, Leben ODER Geschichte. Vor allem Kulturgeschichte, da kulturelle Sauberkeitsvorstellungen wie sie ein historischer Faschismus, gerade der Germanofaschismus, präsentiert hat, außer Acht gelassen werden. Meinem Eindruck nach nur allzu gerne. Eine kulturpolitisch-historische Verantwortung wird so auch keineswegs wahrgenommen -
Wenn jemand sagt "ich will Krieg" ist das eine Äußerung die ich in heutiger Zeit nicht viel von einer Aussage wie "ich will ein Erdbeben haben" unterscheiden würde.
Es wird hierzulande in Nordamerika, Nord-, West- und Zentraleuropa seit über sechzig Jahren in Frieden nebeneinander gelebt - eine beinahe beispiellos lange Zeit des Friedens. Und gerade in dieser Zeit sind von Bunuel über Romero bis Tom Six immer mehr Gewaltdarstellungen schon im Film daher gekommen. Ja völlig abgesehen von Wirkungsfantasien gegen diesen menschlichen Ausdruck spricht doch auch die internationale Kriminalstatistik dagegen, dass die westliche Welt aufgrund ihrer Gewaltfiktionen daniedergeht. Woher also dieser ganze Hass auf Videospiele und Genre-Filme. Und die Frage welche ich erst unlängst für meine Uni stellte: wieso auch der Bezug von Medien auf Gewaltverbrechen in Deutschland, wo es fast nur dort schon die strafrechtliche Verfolgung dagegen gibt, den einmaligen Index, etc. Was sagt das alles über Deutschland, über Euch liebe FreundInnen und Freunde im Nachbarland, aus?
Ein Gegen-Krieg-Sein schließt jedoch eine Freude an Gewaltdarstellungen nicht aus: so wie ich auch nicht gegen das Boxen oder die MMA bin, weil dort jemand verletzt wird oder bloß werden könnte. Verletzt werden kann auch jemand beim Fußball. Fast überall.
Genau so wenig nehme ich an, dass jemand Zombie-Apokalypsen oder solche Morde in seinen Lebenswirklichkeiten anders tatsächlich haben möchte: ein solches Denken, dieses Kulturunverständnis, finde ich abstoßend. Diese ständige Unterstellung eines Willen zur Gewalt in Menschen, etc. Dass jemand der gerne Krieg spielt auch reale Kriege anzetteln will, usw. Das lehne ich ab. Ich frage mich eher was die Leute haben wollen, welche sich selbst so für etwas besseres halten. Für "reifer" oder sonst wie überlegen dahingehend.
Und ich denke, dass dieses xenophobe Denken gegen fremde Willen, das häufig auf einen glatten Determinismus hinausläuft, gerade erst einen Verein wie den VDVC eigentlich nötig gemacht hat.
Die Verantwortung Deutschlands auf gerade mal eine Person, noch dazu einen Ausländer, begrifflich zu reduzieren, lässt für mich darüber hinaus sehr tief in den in dieser Form Sprechenden blicken.
Schwarze Löcher, nach Harry Mulisch oder Elfriede Jelinek, mögen für vieles herhalten können, taugen: Verantwortung allein für Zig-Millionen Toter, einen Zivilsationenbruch, übernehmen, werden sie so jedoch annähernd gleich wenig können wie Autobahnen bauen.
Ich möchte mich in meinem Leben jedenfalls nicht für so moralisch überlegen halten um mich nicht mehr daran erfreuen zu können. An "Kriegs"handlungen oder Gewaltdarstellungen in wunderbaren Fiktionen, schönen Effekten. Derlei Rassismen gegen Geschmack und Empfinden lehne ich aus tiefster Überzeugung und von ganzem Herzen ab. Das widerspricht am allermeisten meinem Denken.
Ich engagiere mich auch nicht für Videospiele und Gewaltdarstellungen damit irgendwelche mir unbekannten Leute irgendwo öffentlich Personalcomputer zusammenstöpseln können und ihre Windows-Kisten hernach in Betrieb nehmen, sondern eben für solche unliebsamen, marginalisierten bis inkriminierten INHALTE. Also weder für die Technik noch soziale Vorgänge. Und deshalb schreibe ich hier auch im fürs "Stigma Videospiele" reservierten Teil. Nicht bei "Stigma VideospieleN" und nicht bei "Videospiel-Technik".
Oder frei nach Malte Lehming über Gisela Mayer: wem daran etwas nicht gefällt, der soll hervortreten und schweigen

Gamertag: Pyri80 PSN: Pyri Steam: pyri "Der, der aus Verzweiflung hinausrennt, wird nachher noch betitelt: 'den hab'n wir los jetzt'." Thomas Bernhard