Rigolax hat geschrieben:Ich erinnere übrigens an folgenden Post, in dem die generelle Aussage noch problematisiert wurde.
viewtopic.php?f=81&t=2142#p18639
Offenbar wurde das postfaktische Zeitalter bereits internalisiert. Dann ist natürlich dieses ganze Forum sinnlos, da jede Fehldarstellung legitim ist. Gut, dass das geklärt wurde.
Der Sinn eines Forums besteht für mich im Austausch von Meinungen und in keiner Aufzählung von Dingen: zu sagen am Ort x (Gesetzen, wissenschaftlichen Dokumenten) befindet sich die Information y (Empirie wie Statistiken, Gebote oder Verbote), ohne den Grund z dafür zu benennen. Und vom kulturpessimistischen Vorwurf eines solchen Zeitalters halte ich eben auch nicht viel. Das drückt nichts anderes als einen Dekadenz-Vorwurf aus, einen Moral- oder Sittenverfall und im Grunde auch eine Panik (nur weil einer wie Trump mal Präsident geworden ist) - genau wie bei den "Killerspielen" als "Gefahr" von früher, welche nicht "verharmlost" werden durfte.
Die Zeiten waren schon immer "postfaktisch", weil Menschen zwar vernunftbegabt sind, aber trotzdem Menschen. Und deshalb wäre ich auch sehr vorsichtig und "skeptisch" mich an Leuten im Rundfunk oder bei Kreativpools zu halten, die heute in oder für Institutionen arbeiten welche in früheren Debatten ganz vorn dabei gegen alles Mögliche gewesen sind - nur weil sie sich heute aufgeschlossen geben (wenn es ihnen politisch nützlich erscheint).
Pyri hat geschrieben:Denn sie ist auch faktisch falsch: das ist rechtlich schlicht kompletter Unsinn. Faktisch richtig ist es nur wegen dem Handel und dessen Interessen.
Die Öffentlichkeit sollte darüber einmal wirklich drigend aufgeklärt werden: Branche ist hier nicht gleich Branche, sondern dreiteilig - da gibt es die Industrie welche Ware produziert (herstellt, entwickelt, wie ein Verlag auftritt - also die Publisher), dann den Handel (inklusive dem Vertrieb und im digitalen die Konsolen-, Firmware/Betriebssystem- und Handyhersteller wie Apple mit ihren mehr oder weniger geschlossenen Systemen), und schließlich die Rezipienten, die End"verbraucher", letztlich "die Spieler".
Dabei sollte sich einmal klar gemacht werden was es bedeuten würde, dürften wirklich nur Spiele mit USK-Siegel verkauft werden: niemand dürfte dann ausländische Ware anbieten, sogar keine resteuropäische - und das ist gleich doppelt falsch.
Einerseits, weil das im Handel nur wegen der Rechtssicherheit (möglichen Indizierung ohne USK-Kennzeichen) getan wird, andererseits weil selbst auf Verpackungen (vor allem im Konsolenbereich) kein USK-Kennzeichen sein muss, bei den allermeisten in Europa angebotenen Spielen aber trotzdem eine Disc mit USK-Kennzeichen in der Verpackung ist (!).
Einfach weil das schon so vermarktet wird (und etwa außerhalb Deutschlands die Machtposition der USK erst deutlich macht).
Genau das wollte ich hier im Thread mit dem (indirekten) Verweis auf die ESA, die ECA, diesbezügliche Verhältnisse und Co. zum Ausdruck bringen. Ich verwies sogar (auch hier wieder) auf das Vorzensurverbot als Grundlage dieser Nicht-Kennzeichnungspflicht (von Gesetzwegen her).
Dass es das "gibt" ist natürlich klar, aber es ist im Diskurs offenbar nicht relevant - das meinte ich sogar auch gerade in dem Zitat. Nur: die Feststellung ändert nichts an der Wahrnehmung, wenn gleichzeitig keine andere (Wahrnehmung, Ideologie, Meinung) angeboten wird, sondern sich auf die Position der Illusion einer Objektivität zurückgezogen wird.
Diese Position vertrete ich nun wirklich nicht. Finde ich schlicht absurd, im Austausch der Meinungen gar nicht angebracht, halte ich sogar für unangemessen und ist der zentrale Grund für meine Ablehnung der Nutzung- und Wirkungsforschung. Mir geht es, siehe wieder etwa jenes Zitat, einfach ganz und gar um (die Möglichkeit von Nicht-)Bedeutungen: nur weil ich Ideologie kritisiere glaube ich deshalb überhaupt nicht irgendeine "Wahrheit" diesbezüglich liefern zu können. Ich wüsste keineswegs welche das sein könnte - das ist, wenn dann, (auch) ein Missverständnis.
Wie meinte schon die Figur Chris Barnsteg in der "Lindenstraße", angesichts von jemandem wie Peter Gauweiler in der Politik: es kommt auf die richtige Ideologie an.
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