Patrik wrote:Unabhängig von der Frage nach antisemitischen Widerständlern: Es handelt sich um einen Spielfilm, nicht um eine Dokumentation, eine Nachrichtensendung oder eine Reportage.
Das ist so wie bei Spielen zu behaupten: "ist ja nur ein Spiel". Nein - Spielfilme vermitteln wie Games Werte, Vorgaben und Interpretationsmöglichkeiten. Immer.
Wenn ich in "Medal of Honor - Warfighter" einen zynischen Soldaten mime, der nicht einmal in der Lage ist seine Privatbeziehungen aufrecht zu erhalten, aber in fremde Länder reist um dort andere reihenweise umzubringen, dann sagt das etwas über ein Sozialgefüge aus dass über ein "uns" deutlich hinausgeht - eröffnet das sogar eine Myriade an Interpretationsmöglichkeiten. In Hinbick auf eine US-amerikanische Gegenwartsgesellschaft, deren Sicherheitspolitik etc. Jedenfalls mir, andere mögen sich über den Charakter bloß empören und es dem Spiel vorwerfen solche Typen zu "verherrlichen". Über ihren Moralismus, weil sie mit einer Mehrdeutigkeit diesbezüglich eben nicht umgehen können. Sie wollen keine solchen Unsympathen verkörpern. Für mich ist dabei jedoch nichts "herrlich" - kann das überhaupt nicht sein: ihnen muss aber erst eine Fahne verkehrt herum aufgehangen werden damit sie etwas als "Kritik" akzeptieren, ihnen dabei etwas so erfolgreich verkauft wird - wie bei den Leiden des Stars aus "Uncharted" in "Spec Ops: The Line". Oder "1378km" Grenzlinie in einem Tribunal mit Zeigefinger enden -
Dieser ideologische Realismus geht demnach anders: in einem solchen Film, denn dass darin dieselben Werte wie in diesem Fernsehen sonst auch hochgehalten werden, die gleiche Moral von "Freundschaft" oder "Liebe", steht wohl außer Frage. Wie auch immer das in dem Fall (teuer) aufbereitet wurde - oder nicht.
Der Film sagte dabei anscheinend nichts aus über die LeistungsträgerInnen im nationalsozialistischen Staat. Was diesen zusammengehalten hat, sondern wollte "unsere Väter, unsere Mütter" offenbar auch nur als "normale" Menschen portraitiert wissen. Das Sozialgefüge wird dabei im Gegenteil zum Kit jeglicher Spannung, Dramaturgie etc. Das heißt tatsächlich zu etwas Gutem das letztlich bewahrt werden sollte, wenn da nicht die bösen Nazis wären, oder halt andere Antisemiten... Wie in Seifenopern und Telenovelas - Es werden darin Cliquen beschrieben, welche im schlimmsten Fall auseinanderbrechen, wo vielleicht Verrat begangen wird und es dann nur noch zusätzlich - zeitbezogen - zu etwa Deportationen kommt. Und dieses Verkleiden idealisierter Gegenwartsverhältnisse sehe ich als den eigentlichen Missbrauch von Geschichte an, denn es gab demnach die damaligen Nazis jedenfalls eher so wie heute moralisch vor Neuen gewarnt wird. Die alten wie die Neuen, wobei jemand wie Guido Knopp um Vergleiche bekanntlich ja auch nicht verlegen ist, wenn es etwa um Tom Cruise geht...
Seit über dreißig Jahren und Wolfgang Petersens "Das Boot" für mich auch nichts Unbekanntes: erst in diesem Monat sah ich mir das Handbuch von "Silent Hunter 5" näher an
http://almrausch.wordpress.com/2013/03/ ... en-heines/ Pikanter Weise wurde die CE von dem Titel noch zurückgeholt, weil sie in einem anderen Booklet ein Hakenkreuz vergessen hatten - das dort ja nicht hin darf, jedenfalls in Deutschland nicht. Klar, sollten ja von Vornherein - so oder so - kaum Nazis auf dem Naziboot ihren Dienst tun...
Hier in Österreich war ein Opfermythos viele Jahrzehnte staatstragend. In Deutschland war das auf dieser Ebene natürlich nicht möglich, zeigt sich aber in solchen fiktionalen Produktionen. Ich kenne keine einzige populäre Aufarbeitung des Themas wo das anders gewesen wäre, nur - zusammen mit der vorherrschenden Mentalität der Schirrmacher, Precht und Co. im Land - dürfte sich das in dem Fall nochmal gesteigert haben, so dass es selbst nach den ganzen Degeto-Filmen noch zusätzlich auffiel.
Gamertag: Pyri80 PSN: Pyri Steam: pyri "Der, der aus Verzweiflung hinausrennt, wird nachher noch betitelt: 'den hab'n wir los jetzt'." Thomas Bernhard